Jede Geburt ist anders - das kann man von Menschen und Pferden gleichermaßen sagen. Da es mir noch nie gelungen war, bei der Geburt meiner eigenen Fohlen dabei zu sein, wollten wir das heuer ändern. 1 Woche vor dem Termin hatte es Fojana vor 2 Jahren hinbekommen, ich war also in Habachtstellung.
Mittwoch, 13.5., eine Woche vor Termin kam ein Foto mit dem eindeutigen Hinweis : Harztropfen. Soweit, so normal. Ich packte den Koffer und Godiva und verlegte nach Kronwitten.
Fojana stand im Gras und freute sich über meinen Besuch. Am Abend waren die Anzeichen noch deutlicher. Später wurde die Herde auf den großen Sandplatz gesperrt, da man sonst nächtens keine liegende Stute findet.
Es war lausig kalt und regnerisch, absolut kein Fohlengeburtswetter. Uns grauste ein bisschen vor den nächtlichen Bedingungen. Man ging früh zu Bett und vertraute auf den Geburtsmelder.
Donnerstag,14.5., 6.00 Uhr früh reibe ich mir verschlafen und erstaunt die Augen. Rainer meldet übers Handy: Nichts! und gibt die Weide wieder frei. Wie erwartet, regnet es.
Wir üben uns in Geduld und tun das Vernünftigste: selbst frühstücken. Direkt vom Tisch hat man eine nahezu komplette Übersicht über Sandplatz und Weide.
Meine Augen suchen unwillkürlich immer wieder Fojana. Warum steht sie denn mit einem Mal so breit- und bocksbeinig da? Und warum ist das Wasser lassen so ein Sturzbach? Ich bin mit der Erkenntnis, dass es sich um Fruchtwasser handelt und uns nun eine Tages- und Weidegeburt bevorsteht, elektrisiert, Rainer macht in Ruhe noch ein Foto und den Geburtsmelder aus. Wir sind beide sehr fix in den Gummistiefeln. Fojana macht Anstalten, sich hinzulegen, doch eine ranghohe Jungstute hindert sie durch Kratzbewegungen daran. Außnahmsweise erbost mich ihre Sanftmut. Aslo ich an ihrer Stelle hätte der Anderen ordentlich die Zähne gezeigt....
So treffen wir die etwas orientierungslos trabende werdende Mutter mit den hinten zwischen den Schweifhaaren bereits herausschauenden zwei Fohlenhufen in der leicht aufgeregten Herde.
Endlich kann Rainer sie fassen und das Halfter überstreifen. Eigentlich möchten wir ihr die Möglichkeit zum ablegen verschaffen, aber dazu ist es zu spät: Sie steht und presst mit einer Wehe das Fohlen in Rainers Arme, was einen regelrechten Sturz deutlich abmildert.
Im Gras liegt - noch im Großteil seiner Eihäute - ein Fuchs mit vier hoch weißen Stiefeln und einer schmalen, durchgehenden sehr regelmäßigen Blesse. Extra lange Ohren zaubern ein grinsen in mein Gesicht. Ein Blick unter die kleine Rübe verrät, dass Fojana mein Wunsch-Hengstfohlen geboren hat. Haxley ist da! Ein unglaublich bewegender Moment und ich strahle Rainer an.
Uns gelingen ganz besondere Fotos und Videos von den nun folgenden Momenten der Interaktion mit Fojana, ihrem Neugeborenen und den Herdenmitgliedern, die sich ebenso unvergesslich in unsere Erinnerung einbrennen.
Meine Geduld wird arg strapaziert, da die Sortierung der langen Fohlenbeine und die wirklich schäbige Kälte und Nässe in mir einen heftigen Widerstreit zwischen nur zuschauen und helfend anschieben und eingreifen auslösen. Als der Bub am ganzen Körper zittert, um seine Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, hat Rainer ein Einsehen mit mir und holt etwas zum trocken reiben. Überraschend schnell steht dann ein taumelnder Haxley und wir begleiten das leicht selbsständige Fahrgestell mit dem dunkel wiehernden Körperchen in Richtung Stall.
So schnell der Knabe die Koordination seiner Beine in den Griff bekam - mit der Entdeckung der Milchbar lies er sich Zeit. Der Saugreflex ging in die Luft oder an Mamas Nüstern, wenn sie ihm nahe kam. So ging das rein gar nicht. Wir schoben ihn in die richtige Position, was ihm gefiel und er aufgeregt zu suchen anfing, aber andocken klappte nicht. Der einzige Moment, wo ich mir ein pfiffiges Stütchen gewünscht hätte. Rainer nahm es letztendlich in die Hand, Fojana wurden 100 ml abgemolken und in kleinsten Portionen dem etwas langsam kapierenden Hengstchen ins Mäulchen gegeben. Das kam gut an! Und so fand selbst er die Quelle dieses Überlebenselexier.
Die etwas persistierende Nachgeburt lässt uns dann dem Duo noch einmal auf dem Hof und dem Sandplatz Bewegung verschaffen, was letztendlich auch Erfolg hat. Danach lässt sich Haxley wohlverdient ins Stroh fallen, Fojana ihr Krippenfutter und Heu genießen, und wir Menschen dürfen die spannende und erfolgreiche Fohlengeburt mit einem Schnapserl begießen!