Nach Pferdemenschenverstand hätte Lisandra die Geburt verzögern müssen, denn die Witterungsbedingungen waren für Mitte April eher winterlich, kalt und nass. Aber sie hatte offensichtlich genug vom schwanger sein, und dachte sich, die werden schon eine Decke finden, bei 1,08 m Stockmass ist eben Schluss. Und so machten wir uns nach meiner ausgiebigen Bewunderung fürs braune Stutfohlen erst einmal auf die Suche und wurden glatt fündig. So kam es, dass ich mit erschlankter Lisandra und wie eine Große eingedeckter Rofany in die Longierhalle spazierte. Natürlich flankiert von Saskia, denn der Weg dahin, vorbei an den Paddocks mit den sehr aufgeregt schnaubenden Reitpferden und über diverse Untergründe ist für ein Neugeborenes doch zu reich an gefährlicher Ablenkung und diffizil.
So kam ich zur ersten Musterung unseres Nachwuchses. Die beeindruckende Größe ( gemessen 1,08 m) wurde von einem edlen Köpfchen mit kleiner Flocke getoppt. Die geschmackvolle Zeichnung setzt sich an den Beinen mit hinten links halbhoch und hinten rechts nur am hinteren Kronrand fort. Nach erstem Sortieren der langen Beine legte Rofany einen wunderbar lockeren Galopp mit deutlicher Bergauftendenz hin, dass mir trotz der Kälte warm wurde. Welch ein Schick im Seitenbild! Dazwischen kam sie immer häufiger neugierig zu mir.
Lisandra hatte sich mit der Geburt, und vor allem der Nachgeburt, recht schwer getan und Rofany bekam gleich - eingedenk des Prozederes im letzten Jahr - eine Portion Notfallpaket von Pavo per Flasche. Da sie offensichtlich ein aufgewecktes Wesen ist, hatte sie mit der befürchteten Abwechslung zwischen Sauger und Euter keinerlei Probleme. Alles, was groß und stark macht, war willkommen.
Nach einer guten halben Stunde ging es zurück. Und dieses große und gut bemuskelte Mädchen liess sich danach keineswegs erschöpft ins Stroh fallen, sondern fand meinen Besuch in der Box höchst untersuchenswert. Als bei Lisandra die Milch nicht ganz so nach ihrem Geschmack floss, lüpfte sie doch glatt andeutungsdweise den Popo Richtung Mama!