Landgraaf von Lissaro v.d.Helle und Lisandra v.Likoto xx - Weltmeyer ist geboren!
Das 6. Fohlen von Lisandra kam 3 Tage vor Termin komplikationslos in den frühen Morgenstunden zur Welt. Wie bei allen ihren Kindern hat sich Lisandra jegliche Einmischung verbeten und das Werk heimlich allein erledigt. Wenn sie nur wüsste, was ich weiß, was alles passieren könnte…
.Bei meinem letzten Besuch Mitte letzter Woche ließ sie sich, während sie genüsslich meine Besuchergabe Möhrchen schnurpselte, relaxed überall prüfend befühlen. Bei ihrer Aversion gegen solches Tun an ihren Beinen ein sicheres Zeichen, dass sich bereits ausreichend Wurschtigkeitshormon im Kreislauf befand. Das Euter sah rund, aber nicht prall und noch gänzlich harztropfenfrei aus.
Anschließend führte ich sie mit einer güsten Stute auf die Koppel, wo sie sich grunzend vor Wohlbehagen auf den nächtlich angeregneten Sand niederließ. Dem ersten vergeblichen Versuch über den Rücken zu kommen, folgte ein kleiner Schupps der Kruppe mit rundem Rücken, und schon gab es Gelegenheit, auch diese Seite samt Hals ordentlich wälzend und schobernd zu bearbeiten. Nochmals hin und zurück, Vorderbeine hoch, Hinterteil hoch, von vorne nach hinten durchschüttelnd angaloppieren, dann allerdings am Hang bald in Trab und Schritt fallen und die Nase ins Gras stecken war eins. So schön dieser Ablauf für mich zu beobachten war - nach Geburt sah es mitnichten aus.
Aber ihr deutliches Wohlbefinden machte mich ruhig und geduldig. Dennoch fand ich es an der Zeit, das Kommende mit Pulsatilla zu unterstützen.Zwei Tage später wurden die ersten Harztropfen entdeckt. Eine Woche darauf holte ich mir noch einmal Tipps vom Vorbesitzer, der mir ein Milchtröpfchen am Euter abends als ultimative Geburtsanzeige empfahl. Über meinem Grübeln handelte Lisandra einfach und entließ, heiß ersehnt, Hengstfohlen Landgraaf in diese Welt.
Ehrlicherweise muss ich erwähnen, dass ich in der SMS frühmorgens zu einem Stutfohlen beglückwünscht wurde. Lehrling Magdalena schaut lebenslang nicht mehr unter dem Bauch, sondern unter der kleinen Rübe zur korrekten Bestimmung des Geschlechtes nach. Reichlich Spott bleibt sowieso an ihr hängen.So tragen wir eben auch zum Lernerfolg bei. Und der von der ersten Minute an bubenhaft charmante Langraaf kann über seine 2-stündige Existenz ( so lange dauerte es bis zu meiner Ankunft im Gestüt) als Leontina ohnehin nur lachen.
Da steht er nun wackelig vor mir, der ersehnte Spross vom Lissaro. Gute Mittelgröße, braun - vermutlich später dunkelbraun -, leicht schräg gehaltenes typvolles Köpfchen mit großem Stern ( Mittelwirbel) der in eine lange, schmale mittige Blesse ausläuft und in einem winzigen weißbehaarten Rosaschnütchen endet, was dem Anblick etwas Leichtes, Attraktives und dennoch Bubenhaftes mitgibt. Dazu trägt sicher auch der gut angesetzte , keck nach oben getragene vielleicht ein bisschen kurze Hals bei.
Das Fundament ist wunderbar substanzvoll und trocken. Mehr lässt sich momentan noch nicht sagen, da er zwar überhaupt nicht weich verstellt wie seine Schwester Fedosta daherkommt, dafür jedoch von hinten gesehen recht krumm verstellt erscheint. Wieder einmal ist wenigstens für ein paar Tage Geduld gefragt. Außerdem plagt er sich mit dem Darmpech, sodass er, während Lisandra die klebrige Wurmkur schluckt, sogleich ein kleines Klistier mit entsprechendem Erfolg bekommt.
Nachdem er sich zuerst ein wenig ungeschickt, dann aber umso gründlicher am vollen Euter ( die zweite Zitze läuft mit aus !) gütlich tut, bin ich jedenfalls mehr als glücklich und befriedigt, auch wenn es mir noch kurz um das verpasste Stütchen leid tut.
Als er dann im Stroh liegt, kann ich in Ruhe seine Zeichnung betrachten. Und da muss ich laut lachen: Der liebe Gott scheint ganz schön trunken vor Glück gewesen zu sein beim pinseln mit der weißen Farbe an den Beinen. Der Brennbeauftagte kriegt sicher Schweißhände beim notieren der Unregelmäßigkeiten. Eigentlich braucht er dafür keinen Chip mehr zu setzen - Höchststufe an Individualität!Einige Fotos vom ruhenden Kerlchen sind schnell im Kasten und lassen mich mit viel Wärme im Herzen vom Boxenwinkel aus meine Pferdemama betrachten.
10 Jahre ist sie nun schon, 6 Fohlen hat sie geboren. Im kurzen Sommerfell der Blüterin bei Gottseidank üppigem Behang nebst Schweif als Fliegenschutz und mit nach wie vor attraktiver Silhouette, glasklaren, trockenen Beinen gefällt sie ungemein gut. Auch der Anblick unter der Rübe sieht fast jungfräulich aus und straft die Anstrengung der Nacht Lügen. Nur die starken Adern Richtung Euter verraten die Hochleistung des Stoffwechsels. Zur Unterstützung der Ausheilung gebe ich Arnica, später Sabina. Ich bin viel zu selten vor Ort, um diese Zwiesprache nicht unendlich zu genießen. Der Kleine richtet sich auf, wiehert, Mama antwortet leise und ich fühle mich als Teil vom Glück. Ich entdecke auf meiner zarten Körperreise des Kleinen im Babyschweif silbergraue Haare ! Lieber Lissaro, das ist doch Dein Markenzeichen. Na, hoffentlich hängt an den silbernen Haaren auch etwas mehr von Dir dran!